Amadou Dante im Fokus / FCZ – Servette VORSCHAU

Vor etwas mehr als einem Monat trafen Servette und der FC Zürich in Genf aufeinander. Amadou Dante gelang damals der einzige Treffer zum knappen FCZ-Sieg. Es war damals das erste Spiel des FC Zürich seit langer Zeit mit einer negativen Expected Goals-Differenz, die sich dann in den folgenden vier Partien fortsetzte. Es gab drei Niederlagen in Folge ohne einen eigenen Treffer – bis zum 3:1-Auswärtssieg in Winterthur, bei welchem Dante erneut traf. Der FCZ gewann auf der Schützenwiese nicht nur das Kantonsderby, sondern auch das Duell der zwei wohl formschwächsten Teams der Championship Group. Und wie in Genf hatte der FCZ dabei auch etwas das Wettkampfglück auf seiner Seite. Ein Element welches seit der Winterpause häufiger gefehlt hatte.

Weiler wie ein Eishockey-Coach – Haudegen Bronn verdrängt Ondoua

Mit dem 1:0-Sieg in Genf glich der FCZ das Saison-Direktduell mit Servette aus, wobei in diesem Duell das jeweilige Auswärtsteam Vorteile auf seiner Seite zu haben scheint. Servette hat Anfang April mit vier Niederlagen in Folge (u.a. gegen den FCZ) seine Meisterträume begraben müssen. Coach René Weiler reagierte darauf wie ein Eishockey-Trainer und setzte mit einem Torhüterwechsel ein Zeichen. Es scheint gewirkt zu haben. Seit Jérémy Frick wieder zwischen den Pfosten steht, gab es drei Siege und ein Unentschieden bei 5:2 Toren – inklusive Cupfinal-Einzug. Ihre Tore erzielen die Genfer vorwiegend nach Hereingaben von der Seite. In der Torvorbereitung spekuliert das massierte Zentrale Dreiermittelfeld auf Stockfehler des Gegners, worauf schnell umgeschaltet wird. Mit dem Franzosen und Nationalspieler Tunesiens Dylan Bronn setzt Weiler vermehrt auf einen echten Abräumer auf der 6er-Position. Dieser setzt einen Gegenpol zum ansonsten spielerisch starken Mittelfeld. Dies scheint zu Verstimmungen mit dem bisherigen Stammspieler Gaël Ondoua geführt zu haben. Mittelstürmer Enzo Crivelli fehlt verletzt. Jérémy Guillemenot zeigte zuletzt aufsteigende Form – und Takuma Nishimura möchte diesmal lieber einmal ins Tor als zwei Mal an die Zürcher Querlatte treffen.

In der Defensiven Phase macht Servette die Räume eng und verschiebt auch horizontal relativ stark. Das Mittel von raumöffnenden Seitenwechseln einzusetzen, bietet sich für den FCZ daher an. Auch bei schnellen Konterangriffen durch die Mitte scheint Servette und speziell das Innenverteidigerduo Rouiller / Severin etwas anfällig zu sein. Nach der Spiegelung des YB-Systems mit einem Rhombus trat der FC Zürich in Winterthur wieder in einem 4-3-3 an. Bei der letzten Direktbegegnung mit Servette agierte man allerdings mit Direktspiel in einem 3-4-1-2. Dies wird man sich daher sicherlich auch diesmal wieder überlegen. Im 4-3-3 könnte Amadou Dante eine Reihe vorrücken und den gesperrten Okita am LInken Flügel ersetzen. Dies könnte zusätzlich ein wichtiger Test sein, um allenfalls eine fixe Verpflichtung Dantes vom Österreichischen Tabellenführer Sturm Graz zu rechtfertigen.

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Zeit für ein Umdenken: „Kaskadenmodell“, „personalisierte Tickets“ – und was der Schützenwiese-Pyrowurf mit dem Pyroverbot zu tun hat

Ein Arzt muss genau wissen, was für eine Wirkung ein von ihm ausgestelltes Rezept auf den Patienten hat. Bei Politikern und Beamten wird ein solches Wissen vor Amtsantrtt hingegen nicht geprüft. Sonst würden von diesen für den Umgang mit Fussballfans wohl kaum Rezepte wie Kaskadenmodell oder personalisierte Tickets „ausgestellt“. Personalisierte Tickets als Rezept sind in etwa so, wie wenn ein Arzt nach einem entdeckten Herzfehler eine Blinddarmoperation anordnen würde. Einfach weil er keine Idee hat, wie andere Operationen funktionieren. Personalisierte Tickets würden für die Zuschauer, die Klubs, die Behörden und die Polizei grosse zeitliche und finanzielle Kosten mit sich bringen – ohne dass die Massnahme etwas bringt. Zum Nachweis einer Straftat bräuchte es weiterhin die gleichen Mittel wie bis anhin. Ein Ticket mit einem Namen drauf bringt da nichts. Ganz abgesehen davon, dass man einen weiteren Schritt in Richtung Überwachungsstaat auch als Sitzplatzzuschauer durchaus kritisch sehen kann. Und fast alle Sachbeschädigungen / Gewalt sowieso ausserhalb der Stadien passieren.

Das Kaskadenmodell folgt einer Kriegslogik – das Pyroverbot erinnert an die Prohibition

Mit dem sogenannten „Kaskadenmodell“ hat die KKJPD (Konferenz der Kantonalen Justiz- und Polizeidirektoren) sogar das für unsere demokratische Gesellschaft so essentielle Prinzip der Rechtsstaatlichkeit über Bord geworfen. Kollektivstrafen sind typisch für Diktaturen und verstossen gegen die Bundesverfassungsartikel BV 5, 8 und 9. Die interkantonale KKJPD scheint sich nicht an die Bundesverfassung gebunden zu fühlen. Eine potentiell gefährliche Entwicklung für das Land, die nicht nur fussballinteressierte Kreise hellhörig macht. Das Kaskadenmodell folgt zudem nicht einer rechtsstaatlichen Logik, sondern einer Kriegslogik! Kriegslogik bedeutet: man droht mit Waffen oder anderen Machtinstrumenten, den Konflikt auf die nächste Stufe zu eskalieren, wenn die Gegenseite sich nicht so verhält, wie man das gerne möchte. Nicht mehr Recht und Gesetz für den Einzelnen, sondern das Recht des Stärkeren im Kampf zwischen zwei Gruppen wird zum vorherrschenden Ordnungsprinzip. Ob bewusst oder unbewusst: diejenigen, die sich das Kaskadenmodell ausgedacht haben, sehen sich im Krieg mit den Fussballfans. Eine solche Herangehensweise wirkt eskalierend und verschärft die Fronten. Bisher Unbeteiligte werden in den Konflikt hineingezogen. Im Gegensatz zum Ukraine-Krieg gibt es in diesem Konflikt auf der Gegenseite aber keine „Fan-Regierung“, die man zu gewissen Zugeständnissen bewegen könnte. Fussballzuschauer haben keine Weisungsbefugnis gegenüber anderen Fussballzuschauern. Dass im Kaskadenmodell das Element des „Dialoges“ als Massnahme aufgeführt ist, zeigt die Inkompetenz von dessen Verfassern. Dialog mit wem?

Woher kommt überhaupt die ganze Aufregung? Warum rufen Politiker verschiedenster Parteien nach der „harten Hand“ und schlagen Massnahmen vor, die es normalerweise nur in Diktaturen gibt? Eine entscheidende Rolle in der ganzen verfahrenen Situation zwischen Fussballfans und Sicherheitsbehörden spielt das Verbot der Pyrotechnik – und die damit einhergehenden Begleiterscheinungen. Dazu gehört allen voran die Vermummung. Der Genfer Fan, der nach dem Cup-Halbfinal auf der Schützenwiese eine Pyrofackel auf die Zuschauerränge geworfen hat, hätte dies mit grösster Wahrscheinlichkeit nicht getan, wenn er nicht vermummt gewesen wäre. Vermummung wird in einem Fanblock zur Normalität, wenn auch der friedliche Einsatz von Pyrofackeln verboten ist. Pyrotechnik als Element von Choreographien ist unter Fussballzuschauern im Stadion und am TV breit akzeptiert. Alle Fans, die in friedlicher Absicht Pyrofackeln anzünden, müssen sich aber zwangsläufig vermummen. Die Situation erinnert an die Amerikanische Prohibition der 20er-Jahre des letzten Jahrhunderts. Herstellung und Verkauf von Alkohol wurde verboten, obwohl Alkohol in der Bevölkerung breite Akzeptanz genoss. Die Folge: der Alkoholkonsum konnte nicht verhindert werden, die Begleiterscheinungen des Verbotes führten aber zum Aufstieg der Mafia. Menschen, die bereit sind, das Risiko der Illegalität auf sich zu nehmen, erhalten in solchen Zeiten eine wichtigere Stellung in der Gesellschaft. Sie können viel Geld verdienen und bestimmen bis zu einem gewissen Grad die sozialen Regeln. Die Qualität des produzierten Alkohols konnte zudem nicht kontrolliert werden, da die Produktion in den Untergrund gedrängt wurde – mit entsprechend schwerwiegenden gesundheitlichen Konsequenzen bei den Alkoholkonsumenten.

Wer mit Kanonen auf Spatzen schiesst, darf sich über den Schaden nicht wundern

Ähnliche Prozesse spielen sich im kleineren Rahmen aufgrund des Pyroverbotes in der Fussballfanszene ab. Diejenigen Personen, die zu illegalen Handlungen bereit sind, nehmen aufgrund des Verbotes im Fansektor eine wichtigere Rolle ein, als dies sonst der Fall wäre. Sie übernehmen das Hereinschmuggeln und Zünden der Fackeln. Das sind dann naturgemäss nicht in jedem Fall die verantwortungsbewusstesten Personen – speziell in einer etwas schnell und unkontrolliert wachsenden Szene wie aktuell derjenigen von Servette. Die Fans schotten sich ab und entwickeln informelle Strukturen und Taktiken, um die Durchsetzung des Verbotes zu umgehen, die Sicherheitskräfte auszutricksen und manchmal auch zu bekämpfen. Die Gemeinsamkeit des Alkohol- und Pyroverbotes ist, dass mit Kanonen auf Spatzen geschossen wird. Um einzelne Auswüchse zu bekämpfen, wird wahlweise Herstellung, Verkauf und / oder Verwendung von Alkohol oder Pyrotechnik insgesamt kriminalisiert. Dabei sollte aus der Rechtsgeschichte bekannt sein: der Missbrauch des Strafrechtes für politische Zwecke führt zuverlässig zu kontraproduktiven Resultaten. Die Legalisierung der gewaltfreien Anwendung von Pyrotechnik ist auf unterschiedlichste Art und Weise denkbar. Sie würde den teuren und unnötigen „Kleinkrieg“ zwischen Fussballfans und den Sicherheitskräften wesentlich entschärfen. Beiden Seiten wäre damit geholfen. Und sowohl die knappen Budgets der Fussballklubs wie auch die Steuergelder könnten produktiver eingesetzt werden. Es versteht sich natürlich von selbst, dass nur die gewaltfreie Anwendung von Pyrotechnik legalisiert werden kann und soll. Das Werfen von Böllern und Pyrofackeln ist eine Form von Gewalt. Genauso wie beispielsweise Messer oder Automobile sowohl gewaltfrei wie auch gewaltsam verwendet werden können.

Konstanter FCW empfängt Wundertüte FCZ / Kantonsderby FCW – FCZ VORSCHAU

Die beiden Kantonsrivalen steigen mit einer im Direktduell ausgeglichenen Meisterschaftsbilanz in den Kampf um einen Europacup-Platz. Für Winterthur wäre es die erste Teilnahme am Europacup / einem UEFA-Wettbewerb (zu Beginn der 70er-Jahre nahm man mehrmals am damals inoffiziellen Intertoto Cup teil). Inklusive Cup hat der FC Winterthur bisher eine positive Saisonbilanz gegen den FC Zürich. Der FCW kann als Vorteil die grössere personelle und taktische Konstanz für sich beanspruchen. Der FC Zürich lebt zur Zeit eher vom Prinzip Hoffnung und dem grundsätzlich vorhandenen Potential seiner Spieler. Die praktisch inexistente Torproduktion der letzten Partien nagt aber natürlich weiterhin an der Mannschaft Wer löst den Knoten?

Winterthur braucht Stillhart – der Winterthurer Bajrami mit FCZ-Début?

Der FC Winterthur hat zuletzt gegen die beiden Spitzenteams YB und Servette drei knappe Niederlagen in Meisterschaft und Cup hinnehmen müssen. im Stade de Genève zeigte sich in der 1. Halbzeit, dass eine Doppel-6 Schneider / Durrer gegen das Direktspiel Servettes durch die Mitte nicht genügt. In Abwesenheit von Zuffi und Jankewitz ist Stillhart im Winterthurer Zentrum unverzichtbar. Wie so häufig könnte Coach Patrick Rahmen gegen den FC Zürich auf eine Winterthurer Offensive bestehend aus lauter Ex FCZ-Spielern (Burkart, Di Giusto, Ltaief, Turkes) bauen. Randy Schneider ist sein auf verschiedenen Positionen einsetzbarer Offensiv-Allrounder, welcher zuletzt in Genf bereits sein viertes Tor seit der Winterpause erzielt hat.

Beim FC Zürich fallen mit Nikola Boranijasevic, Lindrit Kamberi und Cheick Condé diesmal wichtige Spieler aus. Die Aussagen von Coach Ricardo Moniz an der Pre-Match Pressekonferenz deuten darauf hin, dass sich die Aufstellung an derjenigen zum Start der 2. Halbzeit gegen YB orientieren wird, als man bis zum Platzverweis gegen Condé ein paar gute Minuten hatte. Sie deuten ebenfalls darauf hin, dass er mit einem typischen MIttelstürmer auflaufen will. Dies könnte die Chance für Labinot Bajrami sein. Als Winterthurer ausgerechnet auf der Schützenwiese sein Super League-Début zu feiern, wäre natürlich doppelt speziell. Die Alternative ist Ivan Santini, der vor der Partie aber als fraglich gemeldet wird. Auf den Flügeln gibt es mit Oko-Flex, Nils Reichmuth, Okita und Sabobo verschiedene Optionen. Jeder von diesen Kandidaten hat seinen Stil, um für Überraschungsmomente und Torgefahr sorgen zu können. Sie haben alle aber ebenfalls gemeinsam, dass gewisse defensive Defizite nicht von der Hand zu weisen sind – exemplarisch sichtbar beim vorentscheidenden 0:2 gegen YB, als Oko-Flex zu wenig tut, um den Diagonalball auf Itten zu verhindern.

Fokus auf Nutzung offener Räume oder Neutralisierung des Gegners?

Ein 4-3-3 würde auch in defensiver Hinsicht passen, da es das 4-2-3-1 des FC Winterthur spiegelt. Schon gegen YB hatte Ricardo Moniz die taktische Formation des Gegner mit einem Rhombus im Mittelfeld gespiegelt und damit zu einer gegenseitigen Neutralisierung und somit chancenarmen Spiel beigetragen. Moniz, ganz Holländer, setzt zumindest verbal aber seinen Fokus auf die Offensive und Kreativität als Ansatzpunkte zur Verbesserung der Resultate. Denkbar, dass Marchesano nicht von Beginn weg auflaufen wird. In letzter Zeit hat er als Joker sowieso im Schnitt bessere Leistungen gebracht. Auf der 6er-Position könnte die aktuelle Form, die spielerischen Mittel und Abschlussqualitäten für Cheveyo Tsawa und gegen Marc Hornschuh sprechen. Aktuell braucht der FCZ jeden Mann auf dem Platz, der sich in einem Flow des Toreschiessens befindet. Das ist bei einem Tsawa oder auch Sabobo der Fall. Conçeição wird wohl diesmal auf der Rechten Seite beginnen. Selmin Hodza wurde zuletzt in der U21 mit der Captainbinde am Arm auf der Doppel-6 eingesetzt. Nevio Di Giusto wirkt in den letzten Wochen mit seinen Einsätzen in verschiedenen Teams (U21, U19, 1. Mannschaft) etwas überspielt und ist ausser Form geraten. Ein weiteres Bruderduell mit Matteo ist aktuell daher eher unwahrscheinlich.

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